KÜNSTLERHAUS

BETHANIEN

Künstler*innen

Charif Benhalima

Belgien

San Damiano, January 1997, aus der Serie San Damiano – Brussels 1997-1998.

Charifs Buch „Welcome to Belgium (2003) ist wie ein Zeugnis, ein Tagebuch oder ein Drehbuch eines Films, der in einer Katharsis endet und in dem die eigene Geschichte mit dem nüchternen, dokumentarischen Blick verknüpft und so Teil einer weiter gefassten Geschichte wird. All dies geschieht jedoch ohne jegliches Pathos. Diese hybride Form – Teil zu sein ohne Teil zu nehmen – bringt interessanterweise eine Art parallele Welt hervor, ein Vakuum, in dem nur das Schauen möglich ist. Wirklichkeit und Fiktion werden zu einem fast malerischen Stillstand geführt, der die Form eines vergrößerten Bildes annimmt, das sein eigenes, virtuelles Leben führt. […]

Dieses Buch ist so stark, dass meine Worte wohl kaum in der Lage sind, ihm etwas entgegenzusetzen, umso mehr da in der oben beschriebenen Dualität die Souveränität der Bilder überwiegt. Zudem lassen die jüngsten Entwicklungen in der Welt und die Konsequenzen, die sie speziell für die westliche Hemisphäre haben werden, dieses Buch aktueller denn je erscheinen. Die Einwanderungsgesetze werden weiter verschärft, die Grenzen werden sich schließen und die Verzweiflung wird wachsen. In vier Kapiteln zeigt uns Charif eine spezifische Situation, die im Schwarz-Weiss seiner Bilder festgehalten wird und eine klare Frage stellt: Wovon wird der Autor oder der Betrachter hier Zeuge?

(Auszug aus: Luc Tuymans, ‘Welcome to Belgium’, in: Charif Benhalima, Welcome to Belgium, Ludion Press, Gent, 2003.)

Charif Benhalima, geboren 1967 in Brüssel (Belgien).

 

AUFENTHALT
24.11. – 11.12.2004