KÜNSTLERHAUS

BETHANIEN

Künstler*innen

Kristina Bræin

Norwegen

The Reserved and the Sky One Evening in October, Installationsdetail, 2003. Photo: Øystein Thorvaldsen.

Die Aussage, dass Kristina Bræins Installationen das privilegieren, was gemeinhin außer Frage steht, ist vielleicht eine andere Art und Weise, ihre scharfsinnigen Kommentare, Reaktionen und Umkehrungen der Logik jeglichen Raumes zu beschreiben. Im Sinne der Undurchführbarkeit wird in ihren Installationen das Unmögliche, Unsichtbare und Unaussprechliche beleuchtet, das im Widerstreit mit der umgebenden pragmatischen Architektur steht.

Die Gegenstände, die Bræin benutzt, sind nicht repräsentativ oder einfach nicht als Kunstobjekte erkennbar – wie beispielsweise Utensilien des häuslichen Gebrauchs; dies führt dazu, dass die Skulpturen mit dem Galerieraum verschwimmen, und zugleich kleine ‚skulpturale Nester’ und unbehaglich wirkende, verwahrloste Räume zu sein scheinen. Man könnte es ‚postformale Interventionen’ nennen: Verpackungsband auf teils bemalten Wänden, lose Kacheln und aus ihrem Kontext gerissene Teile von Mobiliar (Regal, Geländer) sind die Bestandteile ihrer ‚Raum-Ensembles’ – Ensembles, die nicht im tektonischen Raum verankert sind, aber temporär als Provisorien eingerichtet wieder bewegt werden können.

Während bestimmte Gegenstände – Tapeten, Verpackungsband, Kacheln – immer wiederkehrende Objekte in ihrer Arbeit darstellen, findet sie auch immer wieder neue Gegenstände (oft sind es die Reste vom Installationsaufbau). In Venedig zum Beispiel hat sie auf einem Regal Pappschachteln, eine leere Wasserflasche, eine kleine Schachtel mit Plastiktüten und eine ausrangierte Kosmetikverpackung von ihrem Einkauf im Flughafen arrangiert. Obwohl ihre Kompositionen immer einfach, ja sogar minimal sind, setzt sich Bræin mithilfe der Koinzidenzen einer Privatsphäre gegen das saubere und unpersönliche Vokabular des Minimalismus durch.

Ihre Arbeiten liegen im Spannungsfeld zwischen dem Understatement und der kühnen Aussage, zwischen Einschränkung und Freiheit, zwischen formaler Sprache und persönlichem Stil.

(Auszug aus: Andrea Kroksnes, ‘Wall to Wall. Andrea Kroksnes on the art of Kristina Bræin’, in: Artforum International, März 2004.)

Kristina Bræin, geboren 1955 in Oslo (Norwegen).

AUFENTHALT
05.08. – 21.08.2005