Ausgehend von einer dezidiert feministischen Perspektive entwickelt die türkische Fotografin und Videofilmerin Gülşin Ketenci in allen Stadien ihres Produktionsprozesses spezielle Herangehensweisen an ihr Sujet. Hauptanliegen ihrer fotografischen Erzählungen ist es, das Wirken von Frauen in allen gesellschaftlichen Bereichen stärker in den Fokus zu rücken und ein öffentliches Bewusstsein für deren  Arbeit und Engagement zu schaffen. In früheren Fotoprojekten befasste sich Ketenci unter anderem mit Themen wie Lohnarbeit im Haushalt oder mit Frauen als Politikerinnen – Bereiche, die bi heute noch immer die geschlechtlichen Zuschreibungen „weiblich“ bzw. „männlich“ erfahren. Aktuell arbeitet sie an einem Langzeitprojekt über türkische Sportlerinnen, die in Disziplinen wie Fussball, Boxen oder Kampfsport aktiv sind – Sportarten, die gemeinhin über Kraft, Körperkontakt und eine gewisse Aggressivität definiert werden, Eigenschaften, die traditioneller Weise dem „Maskulinen“ zugeschrieben werden. Häufig werden die in jenen Bereichen aktiven Frauen als „unweiblich“ diskriminiert und marginalisiert, indem ihre Aktivitäten als Sportlerinnen in den verbreiteten Medien keine Erwähnung finden.
Die Ausstellung im Künstlerhaus Bethanien zeigt Ketencis neuste, vor allem in Berlin entstandene Fotos von jungen Sportlerinnen, die sie persönlich kennenlernen und in unterschiedlichen Situationen rund um deren sportlichen Alltag begleiten durfte. Im Rahmen dieses aktuellen Fotoprojekts, das sie in Istanbul fortführen wird, unternimmt es Ketenci, jenen Sportlerinnen eine Öffentlichkeit zu verschaffen und ihr Talent, ihre Anstrengungen und ihr professionelles Können sichtbar zu machen, das dem von Männern in keinster Weise nachsteht.