KÜNSTLERHAUS

BETHANIEN

Ausstellung

Shoufay Derz

not this, not that

Shoufay Derz, Ritual of Eels – Loving the Alien, andauerndes Projekt seit 2019. Courtesy the artist.

Die Ausstellung von Shoufay Derz im Künstlerhaus Bethanien umfasst die Genres Fotografie, Skulptur und Video und nimmt Bezug auf frühere Performances, die die Künstlerin im Manly-Dam-Reservat in Sydney realisiert hat. In ihnen forderte Derz die Teilnehmer*innen auf, sich grün anzumalen und als Aale „aufzutauchen“. Unter dem Titel „Loving the Alien“ ist die Performance inzwischen zu einem umfangreichen Foto- und Videoprojekt geworden, das Porträts von Freunden, ihrer Familie, Bekannten und Fremden zeigt, die an Derz’ „Aalritual“ teilgenommen haben.

Für die Künstlerin steht die Figur des Außerirdischen, die im Titel der Arbeit und in den grünen Gesichtern der Dargestellten beschworen wird, als Metapher für Transformation und unsere zunehmende Entfremdung. Dieser Zustand wird auch im Ausstellungstitel thematisiert, der auf dem hinduistischen Sprichwort „neti neti“ beruht und sich auf große Geheimnisse bezieht, die nur durch Negierung beschrieben werden können. Derz präsentiert über 24 Fotografien aus diesem Projekt sowie eine neue Videoarbeit, die unter anderem an den Berliner Standorten Hasenheide und Botanischer Garten entstanden ist. Bei Chroma-Key-Abbildungen ist Grün die Farbe, die, meistens im Hintergrund verwendet, durch eine neue fiktive Landschaft ersetzt wird. Da die Farbe mit den stärksten Kontrast zur menschlichen Haut bietet, können Motive hier mühelos neu zusammengesetzt werden. In diesem Projekt sind die Menschen selbst grün. Das Potenzial des Verschwindens und der Transformation wird geteilt und gespiegelt zwischen Landschaft und Gesichtern. Die Videoinstallation wird von einem speziell designten Duft begleitet, den die Künstlerin als Erinnerung an den australischen Busch gemischt hat. Darüber hinaus hat sie eine Reihe von Skulpturen, darunter Bronzearbeiten, angefertigt. Eine von ihnen basiert auf Liebesbriefen, die ihr Vater, der in Berlin aufgewachsen ist und später nach Australien emigrierte, an ihre Mutter in Taiwan schrieb. Der Text lautet „Am Anfang“ und fügt so der Vielfalt der Geschichten, die während der Ausstellung erzählt werden, eine persönliche Ebene hinzu.

Shoufay Derz beschäftigt sich mit den Grenzen und Möglichkeiten von Sprache und den Zweideutigkeiten, mit denen man konfrontiert ist, wenn man versucht, die Grenzen des Bekannten visuell zu artikulieren. In einem Dialog über Zugehörigkeit, Entfremdung und die Möglichkeiten der Verwandtschaft mit anderen und der natürlichen Umgebung schafft ihre Arbeit Rituale für eine Dystopie, damit wir uns kollektiv andere Zukünfte vorstellen. Trotz dieser inhaltlichen Schwere ist ihre Arbeit gleichzeitig verspielt und humorvoll, denn „in dunkleren Zeiten“, sagt sie, „können Ausdrucksformen der Freude eine radikale Aktivität des notwendigen Widerstands sein“.

AUSSTELLUNG
21.08. – 13.09.2020
Di - So: 14 - 19 Uhr
Eintritt frei

KÜNSTLERPORTRAIT
Shoufay Derz