KÜNSTLERHAUS

BETHANIEN

Ausstellung

Zen Teh

Swallowed by Darkness

© Zen Teh

Die Künstlerin und Vermittlerin Zen Teh interessiert sich für die interdisziplinäre Betrachtung von Natur und menschlichem Verhalten. Ihre künstlerische Praxis reicht von Fotografie über Skulptur bis zu Installationen. In den letzten Jahren hat Teh zahlreiche Projekte mit Künstlerkolleg*innen, Kunstwelt-Expert*innen und Wissenschaftler*innen ins Leben gerufen. Im Rahmen ihres Stipendiums des Atelierprogramms im Künstlerhaus Bethanien setzt sich The mit dem Verhältnis zwischen Licht und Dunkelheit in ihrer natürlichen wie künstlichen Form auseinander und lotet aus, welchen Effekt die verschiedene Lichtsituationen auf uns haben.

In Recherchen und partizipativen Performances in Phnom Penh, Bangkok und Berlin ging die Künstlerin vor dem Hintergrund der globalen Energiekrise und verschiedener Kriege der Frage nach, wie Menschen die künstliche Beleuchtung von Räumen und deren Abdunkelung (Blackouts) sowie besonders schnelle Übergänge zwischen diesen beiden Polen wahrnehmen. Während Diskurse rund um Energie in Südostasien und Europa Parallelen aufweisen, was Auffassungen von Licht- und Energieverbrauch, von „Fortschritt“ und „Entwicklung“ sowie das Interesse für Investitionen in erneuerbare Energien anbelangt, so hängt die Wahrnehmung einzelner Personen doch sehr vom persönlichen Hintergrund ab. Für manche birgt ein dunkler Keller in Kreuzberg Gefahr, während andere diese Umgebung als etwas vertrautes oder gar als Einladung empfinden, den Raum nicht nur mit den Augen zu erkunden. In Asien dienen Feuerwerke der Vertreibung böser Geister, bei manchen Mitgliedern migrantischer Berliner Communitys triggern solche Explosionen aber erneutes Trauma.

In einer anthropozentristischen patriarchalen Welt ist Licht gleichbedeutend mit Erleuchtung im Sinne von „Aufklärung“ und ein geeignetes Mittel, unbekannte (und oft vermeintlich unbewohnte) Gebiete zu erschließen. Was ans Licht kommt, wird gesehen, benannt und studiert und findet so Eingang in ein Wissenssystem. Wie die amerikanische Philosophin Marilyn Frye in Politics of Reality (1983) schreibt, sind die Wurzeln des Wortes „real“ im Englischen auf die Wörter „regal“ und „royal“ zurückzuführen (im Deutschen also „königlich“): „Realität bestimmt, wer an der Macht ist.“ Und weiter: „Der ideale König herrscht, soweit das Auge reicht… Was er nicht sehen kann, ist nicht königlich [engl. „royal“], nicht real.“ Sichtbarkeit hängt gemäß Frye also davon ab, ob der König die betreffende Sache sehen kann. Wenn solche Systeme Licht auf das extremste instrumentalisieren, spricht man von Überwachung. Alles wird hier vom Licht erfasst – von privaten Sphären bis hin zum Schattenspiel mehrdeutiger, fluider Räume – und in ein globales Kontrollsystem einverleibt.

Bei der Eröffnung am 22. Februar um 19.00 Uhr wird Künstlerin SueKi Yee eine Performance zeigen, die nach inhärent menschlichen Reaktionen auf Licht und Dunkelheit sucht. Was ist unser natürliches, unser gewohntes Verhältnis zur Dunkelheit? Welche Bedeutung schreiben wir den ewigen Gegensätzen Licht und Dunkelheit zu? Wie begegnen, vermeiden und konfrontieren unsere Körper Dunkelheit, wie schwelgen wir in ihr? – Yee lädt das Publikum ein, die Ausstellung auf eine ganz persönliche, körperliche Weise zu erfahren.

AUSSTELLUNG
23.02. – 17.03.2024
Di - So: 14 - 19 Uhr
Eintritt frei

ERÖFFNUNG
22.02.2024
18 Uhr