KÜNSTLERHAUS

BETHANIEN

Ausstellung

Urbane Realitäten

Fokus Istanbul

Als einzige Stadt der Welt erstreckt sich Istanbul über zwei Kontinente und verbindet Orient und Okzident. Diese kulturelle Schlüsselposition macht sich eine Überblicksschau im Martin-Gropius-Bau zum Thema und führt mit einer großen Anzahl von Werken die explosiv dynamische Metropole Istanbul als Fallbeispiel urbaner Entwicklungen vor. Die von Christoph Tannert kuratierte und vom Künstlerhaus Bethanien organisierte Ausstellung vertritt dabei nicht die Perspektive des flanierenden Kunsttouristen, sondern sieht die Stadt als Brennpunkt globaler Prozesse, die im engagierten Blick der Kunst schneller als anderswo sichtbar werden.

Eröffnung im Martin-Gropius-Bau, 8. Juli 2005 19 Uhr.

Europa ist mehr als Tradition und Geschichte. Es entsteht aus dem praktischen Verständigungsprozess der Europäer. Nicht erst die Verfassungs- und Erweiterungsdebatten haben die Schwierigkeiten dieser gemeinsamen Entwicklung gezeigt. Welche Chancen Euopa aber birgt, zeigt sich in der Metropole Istanbul wie in einem Brennglas. Istanbul ist ein europäoscher Fokus, und niemand weiß das so gut wie die Künstlerinnen und Künstler, die sich mit den kulturellen Wechselbeziehungen Europa beschäftigen. „Fokus Istanbul“ soll deshalb ein Beitrag zu den aktuellen politischen Diskussionen sein, weil die Ausstellung die facettenreiche Vielfalt Europas aus der ebenso unvoreingenommenen wie realistischen Perspektive der Kunst demonstriert.

„URBANE REALITÄTEN: Fokus Istanbul“ ist also keine Ausstellung zur Dokumentation oder Illustration regionaler Entwicklungen von und mit Künstlern einer bestimmten Region, und auch keine Ausstellung zur Vorstellung türkischer Gegenwartskunst, sondern eine klassische Themen-Ausstellung.

Angestrebt wird ein Blickwechsel, das Sichkreuzen der Blicke von außen auf die Stadt mit denen aus der Stadt selbst. Angesichts des Problems des “mental mapping” will sie nicht nur Befunde beschreiben, sondern auch Absichten und Entwürfe reflektieren, die je nach Standort wechseln.

Zur Ausstellung wurden Künstler und Künstlerinnen verschiedenster Herkunft und Nationalität eingeladen – darunter selbstverständlich auch Künstler aus Istanbul – , die ein Interesse daran haben, in ihren Kunstwerken auf die Diversität und Heterogenität von Kulturen, Religionen, Sprachen und Ethnien in einer Megastadt wie Istanbul Bezug zu nehmen. Dabei soll vordergründigen Exotismen und Orientalismen kein Raum gegeben, wohl aber die kritische künstlerische Auseinandersetzung mit solcherlei Klischees ermöglicht werden.

Die Ausstellung kombiniert mehrere Interessen unter der Leitfrage, wie Heterogenität und kulturell transitorische Momente im städtischen Leben, insbesondere in der Mitsprache in öffentlichen Belangen, zu künstlerischen Ausdrucksformen gerinnen und sucht Antworten von Künstlern aus Istanbul und anderen Teilen der Welt darauf sowie auch auf ressentimentbeladene Vorurteile zu geben.

Grundsätzlich versteht sich die Ausstellung als ein Transmissionsinstrument zur Orientierung internationaler Künstler und einer breiten kunstinteressierten Öffentlichkeit auf die beeindruckenden, mitunter komplizierten Veränderungen, die Istanbul und die Türkei im gegenwärtigen Wandlungsprozess kennzeichnen.

Im gesamten Erdgeschoss und im Lichthof des Berliner Martin-Gropius-Baus werden Werke von circa sechzig zeitgenössischen Künstlern und Künstlerinnen aus den Bereichen Malerei, Skulptur, Installation, Fotografie, Video, Sound Art und Film präsentiert. Mehr als zwei Drittel der gezeigten Arbeiten wurden von den Künstlern speziell im Hinblick auf die Thematik der Ausstellung konzipiert und umgesetzt.

„URBANE REALITÄTEN: Fokus Istanbul“ ist Teil einer geplanten Berliner Trilogie, die in den kommenden Jahren ähnliche vergleichende Untersuchungen mit künstlerischen Mitteln in den Megastädten Kairo und Mexico City anstellen will.

Ab März 2006 wird die Ausstellung in der Kunsthalle Budapest gezeigt.

„URBANE REALITÄTEN: Fokus Istanbul“ präsentiert Arbeiten von:
Rey Akdogan (New York/London/Berlin) Nevin Aladag (Berlin) Marc Bijl (Amsterdam) Katinka Bock (Berlin) Luchezar Boyadjiev (Sofia) Sergej Bratkov (Moskau) Fernando Bryce (Lima/Berlin) Hussein Chalayan (London) Heman Chong (Singapur/ Berlin) Christine de la Garenne (Berlin) Silvina Der-Meguerditchian (Buenos Aires/Berlin) Damien Deroubaix (Paris) Cevdet Erek (Istanbul) Peter Friedl (Berlin) Archie Galentz (Moskau/ Jerewan/ Berlin) Leyla Gediz (Istanbul) Ara Güler (Istanbul) Jens Haaning (Kopenhagen/ Berlin) Eberhard Havekost (Berlin) Minna L. Henriksson (Helsinki) Richard Hoeck (Wien) Olaf Holzapfel (Berlin) Thomas Hornemann (Berlin) Istanbul Palimpsest/ Anna Kalvelage + Mirjam Wolf (Berlin) Ali Kepenek (Berlin) Lina Kim (Sao Paulo/Berlin) Folke Köbberling/ Martin Kaltwasser (Berlin) Serhat Köksal aka 2/5 BZ (Istanbul) Germaine Koh (Toronto) Tamás Komoróczky/ Hajnal Nemeth (Budapest) Valeri Koshlyakov (Moskau/Paris) Lucas Lenglet (Amsterdam) Via Lewandowsky (Berlin) Olaf Metzel (München) Serkan Özkaya (Istanbul) Haralampi Oroschakoff (Berlin) Juan Pérez Agirregoikoa (Paris) Lars Ramberg (Oslo/Berlin) Reynold Reynolds (New York) Sebastian Romo (Mexiko City) Sarkis (Paris) Robert Scheipner (Berlin) Cornelia Schleime (Berlin) Wael Shawky (Kairo) Reinhard Stangl (Berlin) Joulia Strauss (St. Petersburg/ Berlin) Asli Sungu (Berlin) Roland Stratmann (Berlin) Evanthia Tsantila (Thessaloniki/ Berlin) Nasan Tur (Frankfurt/M.) Sencer Vardarman (Berlin) Costa Vece (Zürich/Berlin) Suse Weber (Berlin) Ute Weiss-Leder (Berlin) Peter Welz (Berlin) Michael Wesely (Berlin) HS Winkler (Berlin) Ina Wudtke (Berlin)

Kurator: Christoph Tannert

AUSSTELLUNG
09.07. – 03.10.2005

Eintritt frei

ERÖFFNUNG
08.07.2005

Urbane Realitäten: Fokus Istanbul ist eine Ausstellung der Künstlerhaus Bethanien GmbH im Martin-Gropius-Bau.

Die Ausstellung wird durch Mittel des Hauptstadtkulturfonds ermöglicht.

Wir danken der Istanbul Foundation, der Marli-Hoppe-Ritter Kunststiftung und den Firmen Efes und Pamukkale.