In einer weiteren Ausgabe der ZUSPIEL-Reihe präsentiert das Künstlerhaus Bethanien den Film Big Sexyland (2008) des Fotografen und Filmemachers Tobias Zielony. Zielony porträtiert in seinen Werken Jugendgruppen in ihrem desolaten Umfeld, den austauschbaren Peripherien von Städten wie Berlin, Bristol oder Marseille. Er arbeitet im Reportage-Stil jedoch steht in seinen Bildern weniger die bloße Dokumentation der Lebensverhältnisse im Vordergrund. Vielmehr werfen sie soziologische Fragestellungen auf: Welche Zeichensprache konstruiert die Identität der jungen Erwachsenen? Welchen Einfluss hat das Umfeld auf ihr Selbstverständnis oder wie wirken sie auf ihre Umgebung? Seine Werke vereinen das Fremd- und Selbstbild einer jungen, verloren wirkenden Generation hinter den Ghettos, Gefängnissen und Rändern unserer Gesellschaft.

Für seinen Film Big Sexyland (2008) und eine parallel entstandene fotografische Serie begleitete Zielony über einen Zeitraum von mehreren Monaten hinweg junge Stricher in einem Berliner Sexkino und Park. Der Film spielt in dem Sexkino, das sowohl Arbeits- als auch Rückzugsort für die Stricher ist. Zielony’s Protagonist, ein junger schlafender Mann, liegt in einem der abgenutzten Polstersessel im Vorführraum. Schemenhafte Projektionen eines Pornofilms, mechanische Körperbewegungen und monotones Gestöhne umhüllen den Schlafenden. In seinen Träumen scheint der Mann weit weg von jenem „Big Sexyland“ zu sein, für das Westeuropa steht. Doch sein Körper ist mittendrin in der westlichen kapitalistischen Gesellschaft und löst deren Versprechen auf käuflichen Sex tagtäglich ein.

Tobias Zielony, geboren 1973 in Wuppertal, Deutschland, lebt und arbeitet in Berlin. Ausstellungen u.a. C/O Berlin, Kunstverein Hamburg, Folkwang Museum Essen, MMK Zollamt Frankfurt und Camera Austria Graz.