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Klang, Raum, Bewegung und Zeit – der singapurische Bildhauer Yang Jie lenkt unsere Aufmerksamkeit auf die elementaren Aspekte der Wahrnehmung und ermutigt uns dazu, unser Verhältnis zur angeblich banalen Welt der Alltagsgegenstände zu überdenken. Als ehemaliger Elektroingenieur nutzt Jie seine technischen Fertigkeiten, um zu hinterfragen, wie Objekte hergestellt werden und in welchem Bezug wir zu ihnen stehen. Seine Faszination reicht von vertrauten Haushaltsgegenständen bis hin zu industriellen Maschinen und überträgt sich durch den faszinierenden ästhetischen Charakter seiner skulpturalen Arbeiten schnell auf die Betrachtenden.
In seinem System der Dinge betrachtet der französische Theoretiker Jean Baudrillard das Technologische als etwas Abstraktes; eine Realität, der wir uns trotz ihres tiefgreifenden Einflusses auf unseren Alltag kaum bewusst sind. Indem er die mechanischen Komponenten seiner kinetischen Skulpturen freilegt, lenkt Jie unsere Aufmerksamkeit zurück auf das Innenleben der Objekte, die uns ständig begegnen. Holzskulpturen menschlicher Hände verbunden mit beweglichen Metallkonstruktionen machen lassen uns über unsere ständige Interaktion mit Technologie – und möglicherweise auch über unsere immer weiterwachsende Vernetzung und Abhängigkeit von den Maschinen, auf die wir uns täglich verlassen – nachdenken.
Reckoning And Counting zeigt eine sequenzielle Geste, die von chinesischen Wahrsager*innen für Rechnungen und Zukunftsvorhersagen verwendet wird und hinterfragt die Idee der Vorhersehbarkeit, ähnlich wie die Arbeit The Bell Chimes. Durch die Kombination von seriell produziertem Geschirr, Besteck und Leuchtmitteln zu einer audiovisuellen Symphonie rekontextualisiert Jie diese Haushaltsgegenstände und beleuchtet die Art und Weise, wie wir mit ihnen umgehen. Um Klänge und Schatten zu produzieren wird ein Seilzugmechanismus verwendet, dessen Bewegungsmuster nie genau vorhergesagt werden kann. Jeder Durchgang erzeugt einen einzigartigen audiovisuellen Moment, was die Tatsache widerspiegelt, dass eine Reise zwar auf einem festgelegten Weg vorbestimmt sein kann, aber doch kein einziges Erlebnis gleich endet.
Der faszinierende ästhetische Charakter der Installation lädt zum Verweilen ein – ein zentraler Aspekt von Yang Jies Arbeit, der sich auch in As The Shadows Grow Long wiederfindet. Eine Leuchtstoffröhre bewegt sich hier wie ein Metronom über einen alten Stuhl und übersetzt Bewegung und Zeit in einen Schatten auf der Wand der Galerie. Darüber hinaus beziehen sich zwei Arbeiten in der Ausstellung auf Raum, Zeit und Luft und visualisieren deren Verbindung durch Luftkörper, die sich abwechselnd ausdehnen und wieder entleeren. Breathing Space lässt Betrachtende durch Interaktion mit dem Werk selbst teilhaben und zeigt, wie Worte buchstäblich Raum einnehmen.
Die Ausstellung Traces Of Time begann mit der Frage, wie man das Erleben von Zeit um ein Objekt visualisieren und seine Bewegung durch die Zeit sehen kann. Da Raum und Zeit formlose, abstrakte Konzepte sind, ist dieses Ziel grundsätzlich paradox: wie können amorphe, flüchtige Erfahrungen festgehalten werden? Durch sein synthetisches Zusammenspiel von Klang, Zeit und Bewegung bietet uns Yang Jies Werk eine mögliche Antwort.
Text: Robin Bauschatz
AUSSTELLUNG
13.09. – 06.10.2024
Di - So: 14 - 19 Uhr
Eintritt frei
ERÖFFNUNG
12.09.2024
19 Uhr
KÜNSTLERPORTRAIT
Yang Ji