Post Impalpable Rites

In der Landschaftsarchitektur bezeichnet man “Desire Lines (Linien des Begehrens)” als Abdrücke unerlaubter Wege, die sich abzeichnen, wenn man vorbestimmte Bewegungsmuster nicht einhält und sich Räume entgegen ihrer Planung selbst erschließt. Geplante Linien gehen von konventionellen Navigationsmethoden aus, die sich im Laufe der Zeit durch Wiederholungen von Normen und Ritualen im Alltag einschreiben. Von diesen Linien abzuweichen, bedeutet Desorientierung.

Mit Post Impalpable Rites zelebrieren Theo & Daki eine Scheidung vom Virtuellen, das unsere privaten und öffentlichen Räume besiedelt. Besucher*innen erfahren und entwickeln “Desire Lines” momentan hauptsächlich digital, mit Körpererweiterungen wie etwa ihrem Smartphone. In der Fensterfront des Künstlerhauses Bethanien transformieren die Künstler eine Architektur, die einst virtuell konstruiert, nun reell in den Ausstellungsraum gebracht wird. Die Struktur stellt den bereits gebauten Teil eines Gebäudes, einen zukünftigen Raum und gleichzeitig den Umriss einer Ruine aus der Vergangenheit dar.

Linien werden sowohl geschaffen, indem sie verfolgt werden, als auch verfolgt, indem sie geschaffen werden. – Sarah Ahmed

Theo & Daki arbeiten seit den letzten zwei Jahren zusammen. Das Duo interessiert sich für ortsspezifische Antworten auf den Raum und die Auseinandersetzung mit offenen Formen der Publikumsbeteiligung. Ritual, Ideologie und Architektur werden verschoben und analysiert, um Formulierungen über das Selbstsein und Begehren schaffen zu können

kuratiert von Carola Uehlken

OPEN WINDOW ist eine Präsentationsreihe diesjähriger und ehemaliger Artists-in-Residence des Künstlerhauses Bethanien, die derzeit keine Möglichkeit haben, ihre Arbeiten in den üblichen Open Studios und Ausstellungen zu zeigen. Ihre Werke sind täglich an der Fensterfront, Kottbusser Str. 10, zu sehen. Initiiert von Arthur Debert.