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Masar Sohail
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Takashi Arai
Der krasse Gegensatz zwischen dem Leben in Israels gewalttätiger, vom Krieg zerrissener Umgebung und dem friedlichen Alltag in Kreuzberg inspirierte Noy und Tamir zu ihrer Ausstellung „Gebr. Israel“, die während ihres Aufenthaltes im Künstlerhaus Bethanien (KB) entstand.
Die Ausstellung ist eine Hommage an die „Lichtfabrik“, eine ehemalige Lampenfabrik in jüdischem Besitz, die heute das KB beherbergt. Gegründet von den Brüdern Leo und Felix Israel im frühen 20. Jahrhundert, ist die Geschichte der Fabrik von Verlust und Vertreibung durch das Naziregime geprägt. In der Ausstellung verweben Noy und Tamir die Identitäten und die Geschichte der Brüder Israel mit ihrer eigenen und lassen die Grenzen zwischen Vergangenheit und Gegenwart verschwimmen.
Bevor der/die Betrachter*in die Ausstellung betritt, sieht er/sie einen Filmtrailer, in dem zwei mögliche Handlungsstränge erkundet werden: einer über zwei Brüder und der andere über ein queeres Liebespaar. Die Geschichte spielt im Berlin der 1930er Jahre, mit Szenen, die die Skyline der Stadt, Schauplätze des Zweiten Weltkriegs und Beleuchtungsfabriken zeigen, und ist eng mit den zeitgenössischen Erfahrungen von Noy und Tamir in ihrem Herkunftsland Israel verwoben. Das Video spiegelt ihre intensive Teilnahme an den wöchentlichen Protesten gegen die israelische Regierung wider, die zu gewalttätigen Zusammenstößen, Verhaftungen und Noys anschließendem gerichtlichen Prozess führten. Die Künstler kombinierten Archivmaterial über die Brüder Leo und Felix mit KI-generierten Videos, um eine alternative historische Erzählung zu schaffen. Die daraus resultierenden verwirrenden Bilder verkörpern die Fragmentierung des Gedächtnisses nach einem historischen Trauma und verknüpfen die Erfahrungen der Künstler mit einem breiteren globalen Kontext.
Im Mittelpunkt der Ausstellung steht ein Keramik-Relief, das eine von Männlichkeit geprägte, chaotische und diktatorische Realität darstellt. Die sich wiederholenden Szenen zweier männlicher Figuren, die in der historischen „Lichtfabrik“ kreativen Tätigkeiten nachgehen, sind von Paraden grimassierender Gestalten umgeben, so dass sich der/die Betrachter*in fragen muss, ob er/sie Zeuge einer politischen Demonstration, eines Aufmarsches oder einer faschistischen Kundgebung ist. Symbole der jüdischen Identität, wie der Davidstern und eine entstellte Menora, rufen ein Gefühl der Entfremdung hervor, das die Künstler gegenüber ihrer Heimat Israel empfinden. Noy und Tamir, die jetzt im Ausland leben, kultivieren vor dem Hintergrund der von Migration geprägten jüdischen Geschichte eine Verbindung zu den Orten, an denen sie während ihrer Residenz leben und arbeiten.
Die Ausstellung umfasst auch mehrere kleine Reliefs, Repliken der ursprünglichen Dekoration des Gebäudes und eine Lampe, die nach dem Entwurf der Brüder Israel gestaltet wurde. Noy und Tamir präsentieren die Lampe, die einer heiligen Menora ähnelt, auf dem Kopf stehend als jüdische Version des umgekehrten Kreuzes. Indem sie verschiedene Epochen miteinander verflechten, setzen sich Noy und Tamir mit dem moralischen Rückschritt des Westens auseinander, in dem der Krieg als Lebensweise normal geworden ist.
AUSSTELLUNG
13.09. – 06.10.2024
Di - So: 14 - 19 Uhr
Eintritt frei
ERÖFFNUNG
12.09.2024
19 Uhr
KÜNSTLERPORTRAIT
Noy & Tamir
PARTNER
Artis