KÜNSTLERHAUS

BETHANIEN

Ausstellung

Lutz Friedel

Zeitgleiche

Abbildung: Lutz Friedel, Zeitgleiche. Der Tag nach Aschermittwoch, 2021/22, Öl auf Leinwand, 240 x 170 cm, Courtesy the artist, Foto: Atelier Friedel, Schönholz © VG Bild-Kunst, Bonn 2022

Lutz Friedels Bilder erkannte man jahrelang an ihrer spezifischen Figürlichkeit.

Neuerdings lässt er verschwenderisch viele Kürzel und Pinselstriche miteinander interagieren – angestoßen durch einen komplexen und in Phasen sowie über mehrere Bilder gleichzeitig ablaufenden Malvorgang. Befreiung durch Steigerung ist das Motto, das In-Clustern-Operieren, das sich bereits in seinen Kopf-Ballungen angekündigt hat, nun aber überboten wird durch die Konsequenz, ganz in der Farbe zu sein und pur aus ihr heraus zu agieren.

Nie hat Friedel sich beispielsweise in ein so höllenintensives Rot-Schwarz hineingeworfen. Aller Gegenständlichkeit entbeint hat dieser Sog der Farbe etwas Unheimliches, aber, Bild neben Bild, entstehen dadurch auch erhebende Momente.

Diese Bilder leiten sich her aus verschiedenen Strömungen der Bildproduktion, im Kern aus den Rundformen – sowohl als Kopfskulpturen in Holz wie auch in der Malerei, etwa in den „Funden“ (nach 1987) und „Paradebildern“ (1989/90), später in den Zyklen Et in Arcadia ego – ein Totentanz (ab 2009) und Das nächtliche Atelier (ab 2015). Geht es um Aufruhr oder Verdammnis? Sind es Menschenmassen? Paradierende? Demonstrierende? Die Toten auf den Schlachtfeldern? Das Gewimmel der Köpfe und Figuren wird dynamisiert und wie von einem imaginären Schlund angesaugt. Kein Gott in Sicht. Gefühlschaos der Menschen. Eine Szenerie, wie von Leonard Cohen intoniert: „You want it darker / We kill the flame“. Die Abbildfunktion der tradierten Malerei wurde von Friedel stark reduziert, nur vereinzelt werden noch Totenschädel und Knochen sichtbar. In seinem Zyklus Zeitgleiche (ab 2021) legt er den Finger in die Wunden unseres apokalyptischen Zeitalters. Idee und Materie befinden sich in einem ergreifenden Zustand ausgeglichener Balance.

Lutz Friedel (*1948 in Leipzig) lebt im Landkreis Havelland in Brandenburg. Von 1968 bis 1970 studierte er an der Hochschule für Bildende Künste Dresden, von 1970 bis 1973 an der Hochschule für Grafik und Buchkunst Leipzig. Von 1977 bis 1980 war er Meisterschüler an der Akademie der Künste in Berlin bei Bernhard Heisig. 1984 siedelte er nach Frankfurt am Main über und ging 1985 nach Berlin-Kreuzberg. 1990 begann er mit seiner bildhauerischen Arbeit, erste Kopfskulpturen entstehen. Von 1992 bis 1999 unternahm er mehrere Studienreisen nach Italien. Längere Zeit hielt er sich in Pompeji und auf Sizilien auf. 2012 erhielt er den Brandenburgischen Kunstpreis für Malerei.

www.lutzfriedel.de

Mit freundlicher Unterstützung der Senatsverwaltung für Kultur und Europa des Landes Berlin.

AUSSTELLUNG
08.04. – 01.05.2022
Di - So: 14 - 19 Uhr
Eintritt frei

ERÖFFNUNG
08.04.2022
14 - 19 Uhr

PRESSEMITTEILUNG

PM_April_2022