KÜNSTLERHAUS

BETHANIEN

Ausstellung

JUNKO MARUYAMA

Alles Lebt, 2021, Installation, Zeichnung, Film

Bild: Junko Maruyam, Creature, 2021, Installation, unterschiedliche Größen, Courtesy the artist

Manonamanamono, so nennt Junko Maruyama ihre aus selbsthergestellter Seife geschaffenen Skulpturen, die in einer großen Anzahl den Innenraum eines aus dünnen, mit Seife beschichteten Stoff erbauten Zeltes einnehmen. Die Bezeichnung suggeriert, dass es sich bei der Umschreibung ihrer Objekte um etwas Rohes und Ephemeres handelt. Dem Prozess der Materialgewinnung und Verarbeitung kommt dabei eine besondere Bedeutung zu. Das Öl, welches Maruyama für die Seifenherstellung benutzt, bezieht sie aus lokalen Restaurants. Mehr als 300 Liter Speiseöl wurden von ihr gesammelt, wiederverwendet und so dem Kreislauf der Müllentsorgung entzogen.

Die Gesamtinstallation aus Zelt und Seifenobjekten wird ergänzt durch Seifenzeichungen auf Holzgrund sowie einem Animationsfilm. Das stille Rauschen der bewegten Bilder, die Fragilität der dünnen Seifenschicht auf Holztafeln und das Arrangement aus Objekten und Nylontuch zu einem höhlenartigen Schutzraum, erwecken den Eindruck eines sich aufeinander beziehenden spirituellen Kosmos. Entsprechend des japanischen Volksglaubens Tsukumogami beruft sich Maruyama auf eine animistische Auffassung der Objektbeziehungen, die von einer Beseeltheit der Dinge ausgeht. Mit „Alles Lebt“ wird ein intimer Raum geschaffen, in welchem der Ausstellungsbesuchende sich über die Sensibilität und Sorgfalt, die Maruyama im Umgang mit den Materialien bemüht, zurückerinnert fühlt an den Wert der Dinge, die scheinbar so selbstverständlich erscheinen. Das Betreten der Zeltkonstruktion weckt Assoziationen an den menschlichen Körper und die dort auf dem Boden verteilen Objekte erinnern in Form, Materialität und Farbe an Embryos. Die Einzigartigkeit, die jedem Geschöpf und Ding innewohnt ist ebenso spürbar wie die Vergänglichkeit, mit der sich jedes Dasein auf ein Ende zubewegt. „Alles Lebt“ bringt diese Ambivalenzen unserer Lebenswirklichkeit ins Bewusstsein.

Dem Prozess der Materialgewinnung und Verarbeitung kommt dabei eine besondere Bedeutung zu. Das Öl, welches Maruyama für die Seifenherstellung benutzt, bezieht sie aus lokalen Restaurants. Mehr als 300 Liter Speiseöl wurden von ihr gesammelt, wiederverwendet und so dem Kreislauf der Müllentsorgung entzogen.

JUNKO MARUYAMA (*1976 in Yamanashi, Japan) verlässt Japan, um ein Kunststudium mit dem Schwerpunkt Bildhauerei an der City Universität New York zu beginnen. Zuvor hatte sie ihr Studium der Internationalen Beziehungen an der Ritsumeikan Universität beendet und war zu der Erkenntnis gekommen, dass die Kunst als Vermittlungsform und Sprache für sie von weit wichtigerem Interesse als andere Studien ist. Seit 2004 lebt und arbeitet Maruyama als bildende Künstlerin in Kanagawa (Japan).

http://maruyamajunko.com/

Junko Maruyama ist Stipendiatin von Bunka-chō, des Sonderamtes für kulturelle Angelegenheiten des japanischen Ministeriums für Bildung, Kultur, Sport, Wissenschaft und Technologie.

 

AUSSTELLUNG
14.01. – 06.02.2022
Di - So: 14 - 19 Uhr
Eintritt frei

ERÖFFNUNG
14.01.2022
14 - 19 Uhr

KÜNSTLERPORTRAIT
Junko Maruyama