Im Mittelpunkt der Ausstellung von Johanna Terhechte im Künstlerhaus Bethanien steht das Bild einer körperlosen Hand, die ein Stück Papier an eine andere Hand weiterreicht. „Papier ist das Zweidimensionalste, was ich mir vorstellen kann“, erklärt die Künstlerin. „Aber wenn es einem Gegenüber in die Hand gedrückt wird, wird es plötzlich zu etwas ganz anderem.“ Ihre Faszination für die Perspektive treibt alle neueren Arbeiten von Terhechte an, ob Fotografie, Video oder Skulptur. Bei einer weiteren Gruppe ausgestellter Fotografien bat die Künstlerin beispielsweise eine Freundin, eine Pose einzunehmen und beizubehalten, während sie sich nach und nach um sie herumbewegte. Hier fordert sie ihr Publikum auf, zu hinterfragen, wie unterschiedlich Skulptur und Fotografie wahrgenommen wird. In anderen Werken ist der Wandel fast unmerklich: Es kann nur ein leicht angedeuteter Bewegungsschatten sein, der uns erkennen lässt, dass die Zeit sich von einem Bild zum nächsten verändert hat.

Neben diesen Arbeiten präsentiert Terhechte die Videoarbeit The Murder – A Tribute to Daisy Armstrong (2017). Der Titel des Videos, das leicht vom Wind bewegte VHS-Bänder vor einer weißen Mauer zeigt, bezieht sich auf die Figur der Daisy Armstrong in Agatha Christies Mord im Orient-Express, die als Kind entführt und ermordet wird. Die Künstlerin kreiert damit eine Spannung zwischen dem, was wir sehen, und dem, was außen vor bleibt.

JOHANNA TERHECHTE *1994 in Berlin, studiert aktuell Bildende Kunst in der Klasse von Peter Piller an der Kunstakademie Düsseldorf. Ihre Arbeiten waren zuletzt unter anderem in der Kunsthalle der Sparkasse Leipzig (2019), im KÖR Wien (2019), im Kunstverein Jesteburg (2019), im Golden Pudel Club Hamburg (2018) und im Kunstverein Tiergarten, Berlin (2018), zu sehen. Ihre Ausstellung wurde freundlich unterstützt von der Senatsverwaltung für Kultur und Europa des Landes Berlin und sind im Künstlerhaus Bethanien im Rahmen des European Month of Photography (1. – 31. Oktober 2020) zu sehen.