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Die Drushba-Trasse oder was heisst hier Freundschaft?
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Mahsa Aleph
„Die Ukraine ist ein Land der verlorenen Archive’“– Oksana Zabuzhko, writer, 2013
„In Wahrheit befindet sich die Ukraine nicht mit Russland im Krieg, sondern mit dem untoten Leichnam der UDSSR.“ – TV Editor, Vinnitsa, 2014
Für eine Recherche bereiste der deutsche Fotograf und Künstler Burkhard von Harder im Sommer 2010 die Zentral-Ukraine (Volhynien-Podolien), wo er auf dem Dachboden eines leerstehenden Gebäudes einen Zufallsfund machte. Zu dem Zeitpunkt war nicht erkennbar, dass es sich bei den verstreut herumliegenden Negativstreifen um Reste eines Foto-Archivs aus Sowjetzeiten handelte, aufgenommen von anonymen Foto-Journalisten der regionalen kommunistischen Tageszeitung, zuständig für die Berichterstattung in der Region Winnitsia.
Eine offizielle Genehmigung des regionalen Kunstmuseums ermöglichte die Mitnahme nach Deutschland. Ein langwieriger Reinigungs- und Scanprozess schloss sich an, bevor das Material erstmals gesichtet werden konnte.
In der Folgezeit entstand eine Vielzahl an PoD Publikationen, die auf internationalen Kunstbuchmessen gezeigt wurden. im Sommer 2013 war das Projekt Headliner des VIZII Festivals in Kyiv (FIRST FESTIVAL OF VISUAL CULTURE KYIV). 2014 kehrte v.H. nochmals nach Winnyzia zurück, um Interviews mit ‘Überlebenden’ des Archivs zu führen, die gefunden werden konnten und sich bereit erklärten, über ihre Erfahrungen in den Sowjetzeiten und die Jahre des Übergangs in die Unabhängigkeit zu reden. Die Ereignisse um den Maidan führten zum Abbruch der Filmarbeiten.
Erwähnenswert scheint, dass sich unter den Negativen Filmstreifen befinden, deren Kontext sich im Rahmen der parallel stattfindenden Ausstellung DIE DRUSHBA-TRASSE aufzuschlüsseln scheint, wodurch eine Zuordnung der Aufnahmen möglich wird (Egon Krenz bei einem Treffen der FDJ in Winnitsa / Bilder offizieller Zeremonien, etc.).
Die Motive der gezeigten Siebdrucke (CHROMOLUX) beruht auf einer Auswahl von Negativen, deren alltäglichen Motiven durch Einwirkung chemischer Prozesse (Solarisationen) und mechanischer Verletzungen (Kratzer) weitere visuelle Dimensionen hinzugewonnen wurden.
Aus heutiger Sicht scheint diesen Bildern eine neue Bedeutung zugewachsen zu sein durch eine 20-jährige Inkubationszeit auf dem Dachboden; als wäre eine solche notwendig gewesen, um Bezüge sichtbar zu machen, die stumm beredt in die Zukunft weisen wollten.
AUSSTELLUNG
11.08. – 03.09.2023
Di - So: 14 - 19 Uhr
Eintritt frei
ERÖFFNUNG
10.08.2023
19 Uhr