weitere Ausstellung
Takashi Arai
weitere Ausstellung
Jungwoo Lee
„Als ich über die vietnamesische Migrationsgeschichte las, erfuhr ich, dass Deutschland die zweitgrößte vietnamesische Diaspora-Bevölkerung in Europa hat. Da Berlin in der Vergangenheit geteilt war, mit Gastarbeiter*innen in der DDR und Geflüchteten in Westdeutschland, stellte ich mir vor, dass die vietnamesische Diaspora gemischt sein würde, mit interessanten Interaktionen und Geschichten. Das war einer der Gründe für mich, nach Berlin zu ziehen, denn ich bin in einer kleinen Stadt in Norwegen aufgewachsen, wo ich einer von wenigen war.
Ich wollte die Unterschiede und Gemeinsamkeiten erforschen, mehr über die Geschichte und die Nuancen zwischen und innerhalb der Diaspora erfahren. Ich hatte keine Ahnung, wo ich anfangen sollte, also begann ich dort, wo es für mich am meisten Sinn machte. Mit dem Essen. Das Essen ist ein wichtiger Bestandteil der vietnamesischen Kultur. Ich begann, verschiedene vietnamesische Restaurants hier in Berlin aufzusuchen, wo ich versuchte, mit meinem (zugegebenermaßen eingerosteten) Vietnamesisch ein Gespräch zu beginnen. Manchmal antworteten mir die Leute auf Deutsch, und wenn sie mir auf Vietnamesisch antworteten, verstanden entweder ich oder die andere Person wegen des Akzents und anderer Faktoren nicht alles.
Als ich dort saß und allein aß, fühlte ich mich sogar noch weiter von zu Hause entfernt. In gewisser Weise verstärkte sich der Gedanke, dass ich nie zu einer Kultur gehören würde. Ganz gleich, ob ich Norwegisch, Englisch oder Vietnamesisch sprach, ich hatte das Gefühl, dass ich mit Distanz sprach. Während ich aß, dachte ich auch über meine eigenen Familienmahlzeiten nach. Der Geschmack des Essens im Restaurant und wie sehr es sich von dem meiner Mutter unterschied, die Gespräche (oder deren Fehlen), die ständigen Streitereien und Schuldzuweisungen bei uns zu Hause, und vielleicht auch, wie ich mich draußen fühlte, obwohl ich drinnen war. Ich war also hier in Berlin auf der Suche nach einer engeren Verbindung zu meinen Wurzeln und einem besseren Verständnis der vietnamesischen Diaspora, aber irgendwie konnte ich nur an mich selbst und meine eigene Familie denken. Ein Ereignis aus meiner Kindheit kam mir in den Sinn, ich dachte daran, wie wir früher in die Kirche gingen, und ich überlegte, was ich sagen würde, wenn ich ein Tischgebet sprechen sollte. Das inspirierte mich zu dem Gedicht Distant Tongues, das auch der Titel meines Projekts ist. In gewisser Weise ist das Gedicht eine figurative Erkundung der Sprache, in der ich meine Erfahrungen in Berlin und Norwegen zusammengefügt habe. Ausgehend von diesem Gedicht, schuf ich alle anderen Arbeiten als Visualisierung und Abstraktion ebendessen.
Das Werk ist meine erste Erkundung von akustischen/perkussiven Klängen durch Skulptur und Installation. Die Skulpturen sind im Wesentlichen automatisierte Trommelmaschinen, die mit einem Bambusstab arbeiten, der knochigen Fingern ähnelt. Sie sind mit Decken umhüllt, wie sie in vietnamesischen (und asiatischen) Haushalten üblich sind. Die Ausstellung zeigt auch drei verschiedene Selbstporträts, die mit einer Pigmenttransfermethode hergestellt wurden, die ich während meines Aufenthalts entwickelt habe. Die Bilder fungieren auch als Perkussionsinstrumente“. – Duy Nguyen
AUSSTELLUNG
13.09. – 06.10.2024
Di - So: 14 - 19 Uhr
Eintritt frei
ERÖFFNUNG
12.09.2024
19 Uhr
KÜNSTLERPORTRAIT
Duy Nguyen