KÜNSTLERHAUS

BETHANIEN

Ausstellung

Dante Buu

"thigh high"

Dante Buu, Can you please count the years?, Serie, seit 2021 fortlaufend, Filzstift und Speichel auf Aquarellpapier, Maße variabel. Courtesy the artist

Dante Buus Ausstellung “thigh high”  im Künstlerhaus Bethanien berührt den Übergang zwischen dem Offensichtlichen und dem Unterschwelligen, dem Privaten und dem Öffentlichen, zwischen Aufmerksamkeit und Ignoranz. Im Wandel der Zeit streift sie die Frage: Und Sie, haben Sie auch ständig das Gefühl, dass eine Seite von Ihnen gesehen wird, während die andere Seite verborgen bleibt?

Dante Buu ist der bisher einzige Künstler mit muslimischem Hintergrund, der sich auf dem Balkan öffentlich als schwul geoutet hat. Obwohl er sich als Pionier vom Leid der Form löst und Generationen nach ihm den Weg ebnet, ist seine Position nicht befreit von Einschüchterungen und Verfolgung. Anstatt diese Erfahrungen und das Gefühl der Selbstentfremdung aggressiv zu nutzen, ist seine Praxis als Reise der Liebe und des Widerstands konzipiert. Dabei sind die Grenzen zwischen dem Autobiografischen und dem Leben anderer fließend, so wie die Medien, derer er sich bedient.

In “thigh high” präsentiert Buu eine neue lang andauernde Performance, die er über 27 Tage, fünf Stunden pro Tag, mit maximaler körperlicher Anstrengung ausführt. Zum ersten Mal zeigt er eine Auswahl skulpturaler Stickereien in Berlin; auf den ersten Blick geben sie keine schmerzhaften Enthüllungen preis, doch ihre Zartheit und ihre präzise Gestaltung verkörpern den emotionalen Wert der Arbeiten für den Künstler – symbolisiert vor allem durch die handwerkliche Qualität und die poetisch gewählten Titel. Eingerahmt wird die Ausstellung von einer Serie von Zeichnungen auf Aquarellpapier. Ihre Formen entstanden mit Filzstiften und dem Speichel des Künstlers bei seinen Versuchen, die Reste der Farbe vor dem Verblassen durch die Missachtung der Zeit zu retten.

Auf den ersten Blick scheinen die ausgestellten Werke keinen Zusammenhang zu haben, doch “thigh high” eröffnet eine spielerische Erfahrung von Zeit und Dauer: Zeit, verkörpert in der Erschaffung eines Kunstwerks, als transformierendes Agens im Vergehen von Erinnerungen, Träumen und gesellschaftlichen Umwälzungen. Zeit als die Erfahrung, die in einem bestickten Textil eingeschlossen ist, oder Zeit als Verlaufsform in einer Performance.    

Dante Buu (geboren in Rožaje, Montenegro) ist Künstler, Geschichtenerzähler und Performer. Seine Arbeiten und Performances wurden in zahlreichen Ausstellungen und auf Festivals weltweit gezeigt, darunter: and you – do you die happy?, Künstlerhaus Bethanien, Berlin (2021), Weekend Lovers, Dim, Belgrad (2019), NEXUS 1, TBA Festival – PICA, Portland (2019), Careful with that Axe, Eugene, AKT Art Space, Kyiv (2019), I do not want my lover to go to work, Cultural Centre Tobačna 001, Ljubljana (2018), Universal Hospitality 2, Centre for Contemporary Art FUTURA, Prag (2017). Dante Buu lebt und arbeitet in Rožaje und Berlin. Er ist Stipendiat der MRI Martin Roth-Initiative. Die Ausstellung wird freundlich unterstützt von der Senatsverwaltung für Kultur und Europa – Abteilung Kultur.

AUSSTELLUNG
11.06. – 11.07.2021
Di - So: 14 - 19 Uhr
Eintritt frei

KÜNSTLERPORTRAIT
Dante Buu