Bernd Kirschners Gemälde bestehen aus zahlreichen, in Öl auf Leinwand gemalten Schichten, die sich gegenseitig überlagern und so zu einem Gesamtbild fügen, welches jedoch erst im Denken des Betrachters seine Vollständigkeit erhält. Diesem Prozess – den Abläufen und dem Wesen des menschlichen Sehens wie dem der Malerei – gilt das Hauptinteresse des Künstlers.
In Kirschners Gemälden wirken die transparenten Farbschichten wie Filter, durch die hindurch ein Teil des Lichts auf die Leinwand dringt, um von dort, durch Grundier- und Lasurschichten farblich verändert wieder auf die Netzhaut des Betrachters zurückgeworfen zu werden. Allein durch Eigenschaft und Wirkung des reflektierten Lichts entsteht dadurch eine Bildtiefe.
Im Wissen, dass der schweifende menschliche Blick stets nach Anknüpfungspunkten sucht, setzt Kirschner diese ganz gezielt ein: er platziert Bildauslöser, die das Gedächtnis benötigt, um mit Hilfe von Erinnerung und Seherfahrung Eindrücke abzurufen, die hinter der Netzhaut des Betrachters das eigentliche Bild zusammenfügen. Ein fertiges Bild ist ein vom Künstler bewusst zwischen Sichtbarem und nicht Sichtbarem ausgelotetes, visuelles Angebot an den Betrachter, der es gedanklich vollenden und einzigartig machen kann.