KÜNSTLERHAUS

BETHANIEN

Veranstaltung

.walk

Media Arts Lab @ transmediale04

Performance + Workshop im öffentlichen Raum – am 1. Februar 2004 um 14 Uhr, Haus der Kulturen der Welt.

.walk ist Softwarekunst für den öffentlichen Raum, die nicht nur einfache Programmabläufe in eine für jeden anschauliche Bewegung übersetzt, sondern auch den Alltag in ironisch-absurden Kontakt mit der Logik informationstechnischer Systeme bringt. Dabei bewegen sich die Teilnehmer nach eine zuvor erarbeiteten „Programm“ durch die Straßen und werden so zu Agenten eines temporären Computers, der nicht nur den Wirklichkeitsbezug von Software ironissiert, sondern auch grundlegend „Programmieren“ reflektiert und zugleich  eine „nicht-intuitive“ Erfahrung des urbanen Raums vermittelt. Wenn Softwarekunst „Programmierung“ ist, müssen Softwarkunstbetrachter nicht das Programm nachvollziehen? Setzt vollendete Softwarekunst also die Einverleibung des Betrachters in den Computer voraus? socialfiction.org untersucht diese Frage mit einem sicheren Sinn für das Absurde und schafft zugleich ein hintersinniges Bild für die Möglichkeiten und Grenzen künstlerischer Intelligenz – nicht nur in der Medienkunst, sondern auch in der Wirklichkeit.

Für einen Nachmittag werden sich Laien mit oder ohne Programmiererfahrung zu einem improvisierten „Computer“ zusammenschließen und sich nach ebenso schematischen wie simplen Anweisungen durch Berlin bewegen. Auf einem einfachen Spaziergang werden sie eine völlig neue Stadterfahrung machen und sich zugleich in programmierte Agenten einer temporären künstlichen Intelligenz verwandeln. Socialfiction.org vermittelt so nicht nur eine Programmiererfahrung ohne technisches Gerät. Der Quaternion. walk wird auch zu einer ironischen Auseinandersetzung mit dem Realitätsgehalt von Softwarekunst.

Der Quaternion.walk, den socialfiction.org am 01.02.2004 als Projekt des Media Arts Lab im Künstlerhaus Bethanien in Kooperation mit der Transmediale.04 veranstalten wird, wird die Teilnehmer nicht nur mit einfach nachvollziehbaren Programmanweisungen nach dem Muster „Zweite Straße links, erste rechts, dritte rechts und dann von vorn“ durch die Berliner Straßen treiben, die Performance hat auch erstmals einen deutlichen thematischen Bezug. Schließlich war es ebenfalls ein Spaziergang, auf dem William R. Hamilton die Quaternion-Formel entdeckte, die der Mathematik die vierte Dimension eröffnete. Der Quaternion.walk wird die vierte Dimension dahin zurückbringen, woher sie stammt: Zu einem Sonntagsspaziergang – diesmal jedoch nicht in genialischer Einsamkeit, sondern in (zu Fuß nachvollziehbarer Vermittlung) zugänglich für Sie.

In den .Walk-Performances „werden die Spaziergänger zu Teilen eines .Walk-Computers, einer abstrakten undurchschaubaren Struktur, in der sie die Rolle unbewusster, mechanischer Programmbestandteile spielen. Der User ist hier selber Code. Eine übergeordnete und etwas entrückte Struktur spielt mit ihm künstliche Intelligenz, ohne dass der Teilnehmer selbst an dieser Intelligenz partizipiert. Das ist nicht nur eine gute Pointe, sondern auch eine überraschende Umkehr der üblichen Softwarekunst, die sich häufig einer vorgegebenen Routine aus Computer, Arbeitsplatz und Nutzer bedient. Das Ziel von .Walk, sagt sein Erfinder, ist die nicht-intuitive Erkundung der öffentlichen Raums, Psychogeografie, bei der die schematische Vorgabe als eine Art gesteuerter Zufall dient.“ (Aus: Werkbeschreibung Socialfiction.org, veröffentlich in: Software Art. Eine Reportage über den Code. Reader hrsg. vom Media Arts Lab im Künstlerhaus Bethanien, Berlin 2003)

Das Künstlerhaus Bethanien gratuliert Wilfried Hou Je Bek. Der niederländische Künstler, der Anfang Februar mit seinem Quaternion.walk Projekt Gast des Media Arts Lab war, ist der diesjährige Preisträger des Transmediale Awards in der Kategorie Software.

Veranstaltung
01.02.2004
14 Uhr
Eintritt frei