KÜNSTLERHAUS

BETHANIEN

Künstler*innen

Rui Calçada Bastos

Portugal

Die Arbeiten von Rui Calçada Bastos, in denen unterschiedliche Medien wie Video, Installationen, Fotografie und Klang zur Geltung kommen, kreisen meist um die Begriffe der Intimität und der Schönheit. Nach seinen Anfängen als Maler stieg Bastos, der sowohl in Lissabon als auch in Macau gewohnt hat, auf Video um; eine Entscheidung, die eng mit seinen häufigen Ortswechseln zusammenhing.

Eines seiner Videos, in dem die Bedeutung des Reisens und der Reisebeobachtungen in seiner Arbeit deutlich werden, besteht aus zwei sich gegenüber liegenden Projektionen, die Gesichter zeigen, Menschen, die in Richtung des Betrachters blicken. Die Projektionen funktionieren wie ein Spiegelbild und scheinen sich dennoch zu widersprechen, da einer der beiden Filme Gesichter zeigt, die ausdruckslos in die Kamera starren, zugleich aber vertraut wirken: Hierbei handelt es sich um Bekannte, mitunter um Freunde des Künstlers. Auf dem zweiten Schirm wird der Zuschauer mit dem Blick von Fremden konfrontiert, die Bastos auf der Straße gefilmt hat. Der Betrachter erfährt nichts über diesen Unterschied, und doch wird klar, dass durch diesen subtilen Griff Themen wie Intimität und Vertrautheit zum Ausdruck kommen.

Man könnte auch sagen, dass das Thema menschlicher Beziehungen den Kern von Rui Calçada Bastos‘ Arbeit bildet. Seine neueren Videoarbeiten erzählen kurze Dramen, die zahlreiche Referenzen zur Geschichte des Films (z.B. Fritz Lang) aufweisen. Ihre filmischen Qualitäten verdanken sie einer kompakten Erzählstruktur und einer komplexen Montage, die Bastos‘ Kenntnis der Filmsprache verraten. Dementsprechend ist seine Faszination für Schönheit nicht auf einen formalistischen Ansatz zurückzuführen, sondern auf das Bedürfnis, die Gesetze der Attraktivität zu verstehen.

Delfim Sardo

AUFENTHALT
07.11. – 23.11.2003