KÜNSTLERHAUS

BETHANIEN

Künstler*innen

Nevin Aladag

Türkei

Aladags künstlerische Praxis argumentiert nicht aus der Position des Verlusts der kulturellen Identität in der Migration und der Diaspora. Vielmehr bezieht sie aus dem Aufeinandertreffen dieser geografischen und kulturellen Räume ihre Inhalte und Zusammenhänge.

In den Subkulturen populärkultureller „Genres“ der Vorstädte und Minderheiten entdeckt sie neue Partizipationsformen. Sie verbinden den Traditionsverlust mit selbstbewussten Entwürfen der eigenen Identität, die die „Lebensstile der Minderheiten“ als noch nicht wahrgenommene Möglichkeiten, nicht als bloße Konditionierung entdecken wollen. Dem wohnt natürlich eine Falle inne, weil die Vorgehensweise dem aktuellen sozialpolitischen Erwartungsmuster der Integration perfekt zu entsprechen scheint: dem perfekt assimilierten Individuum. […]

Aladag arbeitet mit skulpturalen Interventionen, mit medialen Darstellungen und Low-Tech-Videodokumentationen. Deren Verhältnis liefert eine interessante Dialektik über den assoziativen Umgang mit Identifikationsmustern sowie der Verräumlichung von Symbolik und Handlungen. Sowohl die Installationen als auch die Projektionen entwickeln eine Perspektive, die vom Betrachter eher Handlungsfelder als bloßes Hinschauen einfordert. Mit den installativen Situationen wie auch den Sequenzen mit Laiendarstellern werden in der vorgefundenen Architektur – sei es eine Ausstellungssituation, eine Kunstinstitution oder ein mediales Format – eigene Räume konstruiert.

(Auszug aus: Dirk Snauwaert, Die Verräumlichung kultureller Identitäten, in: Nevin Aladag Heft No.01, Alexandra Rusitschka, München, 2002.)

AUFENTHALT
07.11. – 23.11.2003

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