KÜNSTLERHAUS

BETHANIEN

1974 – 2010

Diakonissenanstalt Bethanien um 1850

Christoph Tannert demonstriert für die Zukunft

Demonstrieren für die Zukunft, eine Aktion von Carsten Höller, 1991. Foto: David Brandt

Das ehemalige Bethanien Gebäude

Henry Ries, Berliner Galerie (Gloria Priotti), 1981. Foto: Henry Ries

Das Künstlerhaus Bethanien am Mariannenplatz

Die Geschichte und der mittlerweile zur Marke gewordene Name des Künstlerhauses Bethanien sind eng verbunden mit dem Gebäude am Kreuzberger Mariannenplatz, in dem es bis 2010 angesiedelt war und welches Mitte des 19. Jahrhunderts als „Central-Diakonissenanstalt und Krankenhaus Bethanien“ im Auftrag des Königs Friedrich Wilhelm IV. von Preußen errichtet worden war. Der Name „Bethanien“ war bei den fast ausnahmslos kirchlich organisierten Wohlfahrts- und Pflegeeinrichtungen der damaligen Zeit recht häufig anzutreffen und verwies auf den biblischen Ort, an dem Jesus Lazarus von den Toten auferstehen ließ.

1974 sollte das nicht mehr funktionstüchtige Krankenhaus abgerissen werden, doch der Widerstand verschiedener politischer Interessensgruppen schärfte das öffentliche Bewusstsein für das leer stehende Gebäude und ebnete Denkmalschützern den Weg, Nutzungskonzepte zu entwickeln – unter ihnen Dr. Michael Haerdter, Gründungsdirektor der Künstlerhaus Bethanien GmbH und Geschäftsführer bis zum Jahr 2000. Unter seiner Leitung entwickelte sich das Künstlerhaus im Laufe der Jahre zu einem international renommierten Projektraum und Präsentationsort für zeitgenössische Kunst.

Seit 1975 hat es hunderte zum Teil umfangreiche Projekte realisiert und vorgestellt. In den früheren Jahren schloss die Arbeit alle künstlerischen Disziplinen ein: Tanz und Theater, bildende Kunst, Literatur, Musik, Klangkunst, Performance und Architektur. Insbesondere die Internationalen Regieseminare für Film und Theater, die bis ins Jahr 2001 stattfanden, gaben dem Programm des Instituts wesentliche Impulse und förderten auf herausragende Weise den Kulturaustausch. Im Rahmen von Stipendienprogrammen konnten bis heute rund 950 Künstler*innen aus der ganzen Welt das Künstlerhaus Bethanien als Karrieresprungbrett nutzen, wie die lange Liste mittlerweile bekannter Namen bezeugt.

2010 – JETZT

Eingang Ausstellungsraum Künstlerhaus Bethanien, 2011. Foto: Georg Schroeder

Relaunch Künstlerhaus Bethanien, 2011. Foto: Georg Schroeder

Das Künstlerhaus Bethanien an der Kohlfurter-/Kottbusser Straße

Nach der teilweisen Besetzung des historischen Bethanien-Gebäudes durch Linksautonome im Jahr 2005, die schlussendlich in einem neuen Nutzungskonzept für das im Bezirkseigentum befindliche  Gebäude münden sollte, war es 2009 für das Künstlerhaus an der Zeit, andere Räume und Perspektiven zu sondieren, um sein Atelier- und Ausstellungsprogramm in gewohnter Qualität und im bisherigen Umfang fortführen zu können. Unter der Regie von Christoph Tannert, dem Geschäftsführer der Künstlerhaus Bethanien GmbH seit 2000, und mit finanzieller Unterstützung der Stiftung Deutsche Klassenlotterie Berlin konnte das Künstlerhaus Bethanien schließlich im Juni 2010 innerhalb von Kreuzberg umziehen. Das „Bethanien“ beherbergt heute diverse kulturelle Institutionen, die unter dem Label „Kunstquartier Bethanien“ auftreten.

Der jetzige Standort des Künstlerhauses Bethanien befindet sich in einem ehemaligen, als „Lichtfabrik“ bekannten Gewerbehof an der Kohlfurter Straße, mit einem Galerieschaufenster und -eingang zur Kottbusser Straße hin, attraktiv gelegen im quirligen Kiez zwischen Kreuzberg und Neukölln. Der Gebäudekomplex umfasst insgesamt etwa 10.000 Quadratmeter, die durch den Investor Nicolas Berggruen im Hinblick auf die Errichtung eines Kunst- und Kulturstandorts unter Wahrung des historischen Gesamtbilds saniert wurden. Neben dem Künstlerhaus Bethanien haben sich mehrere Büros aus der Kreativindustrie, Ateliers, Kleingewerbe und eine Galerie hier angesiedelt.

Die „Lichtfabrik“ wurde 1912 von den Gebrüdern Felix und Leo Israel – beide Eigentümer einer expandierenden Firma zur Herstellung von Beleuchtungsgegenständen – als modernes Fabrik- und Verwaltungsgebäude für ca. 800 Arbeiter*innen und 175 Angestellte errichtet und spiegelt die für die damalige Zeit typische Kreuzberger Mischung aus Wohnen und Arbeiten wider. 1927 wurde die Israel-Frister AG als „Vereinigte Fabriken für Beleuchtungskörper“ gegründet. Felix Israel war einer der Vorstände, verließ aber 1933 nach der Machtübernahme durch die Nationalsozialisten Deutschland und wurde 1939 offiziell ausgebürgert. Eine Frister AG/GmbH existierte noch bis 1965, das weitere Schicksal der Gebrüder Israel und ihrer Familien ist hingegen nicht dokumentiert. Im Jahr 2008 wurde der Komplex von der Nicolas Berggruen Holdings GmbH erworben und trägt seit seiner umfassenden Renovierung den Namen „Lichtfabrik“ im Gedenken an Felix und Leo Israel und zur Erinnerung an die vormals hier angesiedelten Gewerke.

Für die Künstler*innen und Gäste des „neuen“ Künstlerhauses Bethanien bietet dieser Standort erweiterte Veranstaltungsflächen, eine größere Anzahl von Ateliers und eine verbesserte Werkstatt- und Ausstellungssituation – kurz: eine optimierte Infrastruktur für die Wahrnehmung unserer Aufgaben im Rahmen der Kunst- und Kulturförderung.

AUSSTELLUNGSRÄUME
Kottbusser Straße 10
10999 Berlin

Öffnungszeiten
Di – So: 14 – 19 Uhr

ATELIERS & BÜROS
Kohlfurter Straße 41-43
10999 Berlin
Zugang: „Lichtfabrik“, Treppenhaus A/green, 1. Stock

Öffnungszeiten
Mo – Do: 10 – 17 Uhr
Fr: 10 – 16 Uhr