KÜNSTLERHAUS

BETHANIEN

Ausstellung

Gegen den Strich

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Gegen den Strich lautet die Übersetzung des französischen Titels À Rebours eines Romans von Joris-Karl Huysmans. Der 1884 veröffentlichte Roman wurde mit den nahezu schmerzhaft detaillierten Beschreibungen der abseitigen Obsessionen des überreizt-sensiblen jungen Adligen Jean Floressas des Esseintes zu einem Kernroman des französischen Symbolismus und der Dekadenz-Bewegung. Nicht zuletzt fungierte des Esseintes 1891 auch als Vorbild für Oscar Wildes Romanfigur des Dorian Gray, ebenfalls Dandy und der Inbegriff des modernen Narziss.

Symbolismus und Gothic kehren zurück. Reminiszenzen an Romantik und Barock, zelebrierte Melancholie, ein Hang zur Groteske und Reminiszenzen an okkulte Religionen erleben eine Renaissance und lassen die Ausstellungsräume zu Heimstätten für Hexen, Monster und Vampire werden. Gar von einem neuen Mystizismus könnte man sprechen, der mit der Zeichnung auch sein intimes und privates Medium gefunden hat.

Eine Ausstellung „Gegen den Strich“ zu nennen ist deshalb zuallererst als Metapher für Individualität und Eigensinn dieses Mediums zu verstehen. Der Titel spielt aber auch beziehungsreich auf ein Kultbuch der vorletzten Jahrhundertwende an, als Joris-Karl Huysman mit seinem Sensationserfolg „À Rebours“, zu deutsch „Gegen den Strich“, mit rauschhaften Endzeitvisionen die Leser verzückte.

Auch der neue Mystizismus feiert das Irrationale und lässt sich als Fluchtstrategie hinterfragen. Sein zum Teil übersteigerter Ästhetizismus, der Politisches scheinbar auszublenden vermag, ist aber immer auch Medienkritik und Spiel mit den Rollen und der eigenen Identität.

Gegen den Strich umfasst zahlreiche Arbeiten von zwanzig internationalen Künstlerinnen und Künstlern, die in Berlin leben, oder aber während Aufenthalten dort wesentliche Impulse für ihre Arbeit empfangen haben.

Mit Abetz/Drescher (D) / Marc Bauer (CH) / Marc Brandenburg (D) / Helen Cho (CAN) / Hadassah Emmerich (NL) / Marc Gröszer (D) / Debbie Han (USA) / Erla Haraldsdóttir (IS) / Esther Harris (GB) / Thomas Lerooy (B) / Marlene McCarty (USA) / Adriana Molder (P) / Jorge Queiroz (P) / Egill Saebjörnsson (IS) / Yehudit Sasportas (IL) / Christoph Schmidberger (A) / Alex Tennigkeit (D) / Suzanne Treister (GB) / Alexandros Tzannis (GR) / Iris van Dongen (NL)

AUSSTELLUNG
22.06. – 15.07.2007
Di - So: 14 - 19 Uhr
Eintritt frei

ERÖFFNUNG
21.06.2007
19 - 22 Uhr

Studio 1, Bethanien

Gefördert aus Mitteln des Hauptstadtkulturfonds.