Benyamin Reich zeigt unter dem Titel Backwards drei fotografische Werke, die erstmals als künstlerische Einheit präsentiert werden. In jedem Werk arbeitet Reich mit dem Motiv einer subtilen ‚Heiligkeit‘, die sich unter Blöße und Nacktheit zu verbergen scheint und greift dabei verschiedene Aspekte des Postulats der Bibel auf, das Göttliche sei nicht von Angesicht zu Angesicht, sondern nur rückblickend erkennbar.
In Tefillin schel Jad lässt der Künstler die Ritualität des Menschen sowohl im übertragenen als auch konkreten Sinne ‚abgleiten‘; sie wird – wie ein Kleidungsstück – abgelegt, wodurch der Blick auf den jugendlichen Körper als Sinnbild für das Reine und ‚Heilige‘ gelenkt wird.
Hortus zeigt die Schönheit, die in der Naturverbundenheit des Menschen liegt: Hand in Hand und nackt wandeln die exemplarischen Vertreter der beiden Geschlechter im unergründlichen Paradies: ob es die Stammeltern der Menschheit oder Bruder und Schwester seien, bleibt offen.
Light nimmt sich der intimen, zwiespältigen Beziehung des Menschen zum Licht als dem bildlichen Ausdruck des Göttlichen an: ein nackter Jüngling wendet sich vom Licht ab, oder doch in scheuer Ehrfurcht innerlich zu. Das Motiv fragt unterschwellig auch nach dem Verhältnis von Triebhaftigkeit und dem Begriff des Göttlichen.
In seinen fotografischen Arbeiten sucht Reich zumeist die Religion seiner Kindheit und die deren Vorstellungen von Heiligkeit und Göttlichkeit in der modernen Welt und in der Natur wiederzufinden. Er bedient sich zumeist der Porträtfotografie, um Gegensätze wie Körperlichkeit (Sinnlichkeit) und Geistigkeit, Heiliges und Profanes, Natur und Menschheit zu verbinden.

Benyamin Reich, geboren und aufgewachsen in Bnei Berak, Israel, lebt seit 2009 in Berlin.