KÜNSTLERHAUS

BETHANIEN

Künstler*innen

Zahra Rashid

Norwegen

Untitled, 2015, Zeichnung, Bleistift auf Papier, Courtesy: Oslo National Academy of the Arts

Real Time, Paper Time – Echt-Zeit, Papier-Zeit

Einmal ist niemals genug. Das ist Zahra Rashids Sicht auf die Dinge. Daher müsste die logische Wahl für ihr Medium der Druck sein. Dennoch scheint Rashid die Medien Zeichnung, Video und Installation zu bevorzugen, was eher einzigartig ist. Auch wenn ein Video kopiert werden kann, handelt es sich bei den meisten Projektionen um Einzelerscheinungen – so, wie es für Rashids Videos der Fall ist. Kurz gesagt, sie kopiert nicht eine Arbeit, sondern multipliziert ihre Darstellungen von Objekten in verschiedene Medien: Eine Zeichnung trifft auf ein Video, die auf eine Installation treffen. Ihre Objekte entstehen wahrscheinlich durch die Reste, die Spuren, kleiner Papiere – Warteraumnummern, Quittungen, Erinnerungen – welche sich über den Tag in den Taschen aus zusammengeknüllten Erinnerungen zusammensammeln. Für Untitled (2014) zeichnete sie ein Bild eines leeren Blattes Papier und gab es auf ein wesentlich größeres Stück Papier; daneben legte sie das ursprüngliche Stück Papier auf den Boden und platzierte eine Videokamera darüber; letztlich projizierte sie dieses Live-Video auf ihren Zeichnung-Papier-Bildschirm. Diese Oberfläche pendelt zwischen dem luftigen Vorhandensein des Films und dem festen Hindernis des Papiers, während die übereinanderliegende gefilmte Spur mit der gezeichneten Spur konfundiert. Die Arbeit erscheint so als trompe l’oeil, und doch ist Rashid eine ehrliche Trickserin, die ihre Täuschung gerne offen präsentiert. Mit der sichtbaren Hardware und den freiliegenden Kabeln, erscheint die Installation willkürlich und planlos. Doch verfügt sie durch die Überlagerung der verschiedenen Medien über eine empfindlich feine Peilung, welche einer an einen Baumstamm fallenden Luftfeder ähnelt. Darüber hinaus fügt Rashid oftmals eine weitere Serie von Zeichnungen hinzu, die sie auf verschiedene Weise installiert: An die Wand gehangen oder in Regalen platziert. Mit ihren redundanten „Kopien“ zeigt Rashid nicht nur die endgültigen Darstellungen, sondern auch ihren Prozess; Sie verstärkt unseren Sinn für die Dauer, indem sie die Echtzeit der Kamera mit der angesammelten Zeit der Bilder und, eventuell auch, mit der ursprünglichen Wartezeit verschmelzen lässt, welche es braucht, bis solche Papiere entstehen. Hier hat Repräsentation viele Zeitlichkeiten, wenn nicht Geschwindigkeiten, anstatt mit dem Dargestellten eine Illusion der Gleichwertigkeit zu erzeugen. Ein Gefühl der Dauer scheint besonders in Zeiten der sofortigen globalen Übertragung digitaler Bilder, von Bedeutung zu sein. Bewegen sie sich doch schneller, als wir es verstehen können. Dennoch verhindert Rashid auch unseren Wunsch, Darstellungen so zu erleben, als wären sie zeitgleich mit unserer Gegenwart als BetrachterInnen entstanden. Was wir anstelle dessen sehen, ist unser Wunsch, betrogen zu werden. Jennifer Allen

AUFENTHALT
01.12.2017 – 01.12.2018