KÜNSTLERHAUS

BETHANIEN

Künstler*innen

Yehudit Sasportas

Israel

By the River, Detail, 2001/02

Am Anfang der Kreation steht die freie Form, doch schon hier gilt es einzuschränken. Die organischen, meist Pflanzen suggerierende Motive beziehen sich auf die kultivierte Natur. Überdies entstehen sie der Zellteilung ähnlich durch vielfache Replikation: Die Künstlerin projeziert mit einem Spiegel zahlreiche Fragmente an- und übereinander. In sich gebrochene Konstrukte, keine ‚authentische’ Natur, vielmehr mutierte Bruchteile gezähmter Fauna und Flora.

Erst im zweiten Schritt fügt Sasportas das rasterähnliche System hinzu, bestehend aus gleichmäßig gezogenen, zielstrebig und klar verlaufenden Linien. Wiederum gilt es zu relativieren: Die Perfektion des Liniensystems legt die Vermutung technischer Herkunft nahe, in Tat und Wahrheit handelt es sich jedoch um fein säuberliche Handarbeit. Es stehen sich zwei Arten der Strichführung gegenüber, die frei gefundene und die mit dem Lineal gezogene; zwei Welten, die spontane, emotional gelebte und die kalkulierte, rational bestimmte.

Dort, wo die sachliche Strichführung Halt macht vor den organischen Formen, entstehen kleine Leerstellen auf dem Papier, die die objektivierende Sprache durchbrechen. Aneinandergereiht wie Perlen an einer Schnur – Sasportas nennt sie „eating lines“ – formulieren sie ein weiteres ornamentales System. Mit einem Male blitzen aus den sachlichen Diagrammen lieblich anmutende Spitzenbordüren hervor.

(Auszug aus: Christina Végh, XXXX in: Yehudit Sasportas, Kunsthalle Basel, 2002.)

Yehudit Sasportas, geboren in Asdad (Israel).